Corona-Tagebuch – 7. Eintrag

Rödel. Rödel. Rödel.

Es wird deutschlandweit gerödelt. Als hätte die Kanzlerin gemeinsam mit der Bitte um Distanz dazu aufgerufen überall klar Schiff zu machen.

Es wird gesaugt, gefegt, gefeudelt, gewaschen, gewurschtelt, gespült, geputzt, gestutzt, gewienert, gewischt, gewrungen, geschrubbt, gebohnert, gebügelt, gestrichen, gesägt, gelüftet, gekärchert, gejätet, gesäht, gemäht, gemulcht, geschnitten, geschnitzt, geschreddert, gegossen, gekratzt.

Wird eigentlich auch gevögelt? Na hoffentlich!

Das ist allerdings nicht die Frage, die mich wirklich beschäftigt. Mich interessiert bei all dieser Betriebsamkeit vielmehr: Gibt es Menschen, die trotz Corona-Pandemie einfach nur sitzen und in den Himmel gucken? Oder lümmeln und lesen? Oder nickern und dösen? Lauschen und atmen? In die Sonne zwinkern, Blätter streicheln, am ersten Thymian schnuppern? In der Hängematte dümpeln und vor sich hin summen? Regentropfen zählen und sich in die Berge träumen? Mit den Beinen baumeln und einfach nichts tun? Gar nichts.

Wessen Wille ist es eigentlich, dass die Rasenkante akkurat geschnitten ist; man vom Fußboden essen kann, die Fliesenfugen blitzen und der Briefkasten glänzt? Ist das typisch deutsch?

Vermutlich.

Ich gebe zu, ich hab’s auch gerne ordentlich und sauber. Ziemlich sogar. Und ich jäte z.B. unser begrüntes Garagendach. Aber doch bitte alles zu seiner Zeit, nach und nach.

Die Müllabfuhr kommt schon gar nicht mehr hinterher mit all dem Sperrmüll ausgemisteter Keller und Dachböden.

Oder bin ich nur neidisch, dass die anderen gerade dazu Zeit haben und darin Befriedigung finden, während ich Überstunden schiebe?

Ein bisschen schon. Ja doch, ich geb’s zu. Aber Lebensinhalt ist das nicht. Ehe ich besagtes Garagendach jäte, muss ich erst mal ein bisschen Kaffee getrunken, den Kater gekrault, den Kerl geküsst haben. Manchmal in umgekehrter Reihenfolge. Und dann kann ich loslegen. Aber auch erst dann.

Möglichst schön langsam und achtsam. Ich vermute nämlich, dass ich aufgrund von Corona noch ein bisschen mehr Zeit mit diesen Dingen verbringen kann, als mir lieb ist.

©Andrea Steffen
Bild von congerdesign auf Pixabay

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4 Antworten auf „Corona-Tagebuch – 7. Eintrag“

  1. Hi Andrea,
    ich kann beides😅, rödeln und rasten! Oder rasten und rödeln, je nach Lust und Laune, lege ich bei dem einen oder anderen los. Es läuft alles nicht weg…und wenn ich mit dem zufrieden bin, wie es bei mir aussieht, dass reicht mir😁sollen die Nachbarn doch helfen kommen, wenn es sie stört.😆 LG Steffi

    1. Hi Steffi,
      rödeln und rasten! Sehr cool. Besser übrigens als rasten und rosten!
      Wie du schon sagst, es läuft ja nicht weg. Hört sich auf jeden Fall nach einer guten Work-Life-Balance an.
      Weiter so!

  2. Na Gott sei Dank, hat uns der Rödelvirus nicht erwischt 🤣 … aber ich habe schon 3 Taschenbücher ausgelesen 🤓

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