„Wann wird eigentlich der Baum abgeholt?“
„Montag früh.“
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Als erstes die Kugeln. Immer als erstes die Kugeln. Mit einer Drehbewegung werden sie von den Zweigen gehakt und in Seidenpapier gewickelt.
So wie man Ohrringe abzieht und zurück auf Samt ins Schmuckkästchen bettet.
Als nächstes kommt die Lichterkette an die Reihe, wird Kerze für Kerze ganz ordentlich in die dafür vorgesehene Verpackung gepackt.
So wie die langen Halsketten, die sich sonst heillos verheddern würden.
Dann werden die Sterne vorsichtig von den Zweigen gestreift.
So wie man ein Trägertop sanft über die Schulter zieht.
Danach sind die Engel an der Reihe, deren Flügel aus Federn so empfindlich und weich sind.
Als letztes muss der Draht gelöst werden, mit dem der etwas zu kitschige Rauschgoldengel an der Spitze befestigt ist.
So wie man mit Fingerspitzengefühl Ösen enthakt.
Durch die trockenen Zweige wird der Blick frei auf den Stamm, der tiefe Rillen aufweist, wo die Katzen ihre Krallen gewetzt haben.
So wie die Zeit Falten ins Gesicht gemalt hat.
Tannennadeln rieseln auf den Boden, knistern unter der Berührung.
So wie Winterhände beim Öffnen einer Gürtelschnalle.
Da steht er der Baum. Abgeschmückt. Pur.
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„Magst Du eigentlich noch, was Du siehst?“
„Mehr denn je.“
Foto und Text: Andrea Steffen