Wenn man ein dringendes Bedürfnis hat, sehr dringend und das auch schon sehr lange, dann ist einem ja fast alles egal.
Mir war es ehrlich gesagt in dem Moment sowas von scnnurz, dass ich schon wieder im Dunkeln stand, Hauptsache dieses kleine Appartement enthielt jetzt ein stilles, wenn auch dunkles Örtchen.
Und ich hatte Glück. So ein dunkles Örtchen kann man auch mit der Taschenlampe des Handys finden. Und anschließend kann man mit der Taschenlampe das Appartement erkunden. Wo mag denn nur der Sicherungskasten sein? Keine Ahnung. Gefunden habe ich ihn nicht, hatte aber die glorreiche Idee, einfach mal einen anderen Lichtschalter als den im Flur zu betätigen.
Und siehe da… es wurde Licht, nur eben nicht im Flur. Sogar im Bad gab es Licht. Einfach großartig. Nur nicht über dem Waschbecken. Das Schminken am nächsten Morgen würde lustig werden.
Egal, jetzt war ja noch Abend. Und was macht man so allein – mutterseelenallein natürlich – in einem kleinen Appartement, wenn man keinen Bock auf die mitgeschleppten Schulungsunterlagen hat? Fernsehen! Was sonst.
Das entpuppte sich als neu. Nicht der Fernseher, sondern die Einstellungen. Während ich die Szenen verfolgte, kommentierte gleichzeitig ein Sprecher: „Im Hintergrund sehen sie das große U der Dortmunder Union.“ Aha, ja hatte ich schon gesehen. Dann wieder: „Nun betritt eine große blonde Frau den Raum. Sie schüttelt ihre Haare.“ Fein, auch das konnte ich sehen. So ging es eine Weile weiter, bis mir ein Licht (!) aufging. Die Kommentarfunktion für blinde Menschen war eingeschaltet.
Bedienungsanleitungen lehne ich grundsätzlich ab. Es wäre sowieso keine da gewesen. Also drückte ich auf sämtliche Knöpfe der Fernbedienung, schaltete Teletex an und wieder aus, lauter und leiser, landete auf Vox, RTL und ZDF Neo, verstellte die Farben, zauberte Untertitel hinzu, aber die Kommentierfunktion nicht aus. Nach geschlagenen 20 Minuten gab ich auf.
Na gut, dann lesen. Ich entdeckte, dass der E-Book-Reader nicht geladen war und stöpselte ihn ein. Leider war das Kabel zu kurz bis zum Bett. Hmpft.
Dann war da ja noch der Laptop. Mit dem Smartphone klickte ich mich in die Buchungsunterlagen, in denen auch irgendwo ein Passwort für das WLAN angegeben war. Wenn schon kein TV, dann eben Streamen. Gesucht, gefunden, eingegeben und …. nichts! Drei Versuche später immer noch nichts.
Oh Mann, x Devices dabei und nichts ging. Gut, dann Zähne putzen und bis dahin wäre so viel Saft auf dem E-Book, dass ich mich zumindest in den Schlaf lesen konnte.
Auf dem Weg ins Bad … Licht aus! Komplett, auch draußen. Stromausfall! Kein noch so kleines Lichtlein erhellte mein einsames Sehnen nach einem kleinen Schein und sei es auch nur für die paar Minuten, die ich fürs Zähneputzen und Abschminken brauchte. Der Akku des Smartphone blinkte mich mittlerweile zähnefletschend an.
Es war stockduster. Ich gab auf. Ab ins Bett und aus die Maus.
Ich träumte von einem hellen Licht, das mich hinaus trägt in die Weiten der Welt, auf einer wunderbaren Reise durch lichtdurchflutete Länder, vorbei an prachtvollen Palästen, über himmlisch beleuchtete Brücken hinein in ein großes, herrschaftlich angestrahltes Hotel mit den schönsten Toiletten, designed by Chanel, ausgeleuchtet durch Philipp Geist. Himmlisch.
Aber nicht mit Airbnb!
©Text und Fotos: Andrea Steffen