Mein allererstes Mal …

So entspannt könnte es im Prinzip sein … KÖNNTE!

… Wasserskilaufen!  

Wirklich toll, dass ich – ohne es je ausprobiert zu haben – in der letzten Kundenzeitung vollmundig erklärt hatte, Wasserskifahren wäre etwas für fast jedes Alter und leicht zu erlernen. Sportlich müsse man auch nicht sein. In der nächsten Kundenzeitung sollte ich ganz uneigennützig mal das Thema „Wie entsteht eigentlich ein Eigentor?“ beleuchten. Ein Besuch bei Freunden erwies sich als äußerst aufschlussreich in dieser Hinsicht. Allein die verbale Vorbereitung auf das Nassereignis ließ mich meinen Artikel innerlich redigieren.  
„Also am Anfang ruckt das ganz heftig und Du kannst damit rechnen, dass die Zugleine dann alleine ohne Dich weiterläuft. Ich schätze, so dreimal machste den Abgang und dann geht’s in die erste Kurve.“ So die gut gemeinten Ausführungen aus dem Freundeskreis. „Wenn Du die überlebst, kriegste ein Ticket für London. Normalerweise aber fliegst Du spätestens da raus. Keine Sorge, bisher hat noch jeder irgendeinen Zugang durchs Schilf wieder an Land gefunden. Der Vorteil, wenn man in der ersten Kurve abkackt ist, dass Du keine so große Strecke zurücklaufen musst.“
Schöne Aussichten! „Die zweite Kurve geht. Da fliegen die wenigsten raus. Es kann aber vorkommen, dass z.B. mitten drin wegen Gewitter abgebrochen wird. Von da ist der Weg am weitesten und leicht sind die Skier nicht gerade. Die dritte Kurve ist dann wieder was haarig, vor allem musste auf nackigen Füßen dann über Schotter zurück und das Schilf ist da auch was dichter; musste gucken, denn das ist auch ganz schön scharf. Tja und wenn Du dann die erste Runde komplett geschafft hast, ist meist auch schon die eine Stunde um. Also dann viel Glück.“ 

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Ein bisschen reich

 

Es ist immer die gleiche Strecke. Raus aus der Einfahrt und raus aus der Straße. 7.42 Uhr. Als erstes begegnet mir mein Nachbar. Er schwenkt die Brötchentüte, pfeift mir unbekanntes Liedgut und hebt die Finger zum Victory-Zeichen. Ja-ja, ich weiß Du hast schon Urlaub, ich nicht. Ich klatsche ihn ab und empfehle ihm Sekt ans Bett zu bringen. 
In den Ferien ist es erstaunlich ruhig morgens, normalerweise begegnen mir hier sonst weitere Nachbarn, auch schon mal ein später Zeitungsträger, Rad- und Autofahrer. Die Straße endet im Wirtschaftsweg. Heute ist es still. In der ersten Kurve klingele ich trotzdem. Zu oft bin ich hier schon fast mit einem anderen Radler kollidiert. Ich sehe, dass am anderen Ende der Felder die ersten Arbeitskolonnen ihren Tag bereits begonnen haben. Es soll heiß werden. Knochenarbeit. 
Eine Frau geht mit ihren Hunden Gassi. Sie nimmt sie an die Leine, als sie mich sieht. „Danke.“ „Bitte.“ Ein Fasan stolziert kreischend und für jedermann sichtbar auf einem abgeernteten Feld herum. Moin Du dummes Federvieh.

Nach kurzer Zeit erreiche ich wieder ein Wohngebiet. Eine ältere Dame, Frühaufsteherin, gießt bereits ihre Petunien. Vom Balkon aus nickt sie mir zu. Ich nicke zurück. So macht man das hier auf dem Dorf. 

Über die Hauptstraße quere ich in den Park. Ein Obdachloser kommt über den Rasen geschlurft. Leere Flaschen klirren in seiner Plastiktüte. „Guten Morgen.“ „Guten Morgen.“ Drei Enten flüchten vor meinem Rad. Hallo Ihr Hübschen, geht Euch im Teich abkühlen, soll heiß werden heute. Ich komme aus dem Park heraus ins Helle. Von oben höre ich eine Stimme. Ein Mann mittleren Alters telefoniert am offenen Fenster. Er kratzt sich am Kinn. Unsere Blicke begegnen und verlieren sich wieder. Das erste Auto kommt mir entgegen. Jetzt erst. Herrlich wie friedlich sich ein Morgen in den großen Ferien anfühlt. 
Der Gemüsehändler dreht seine quietschende Markise heraus. Ein Windstoß lässt meinen Rock flattern und er zwinkert mir zu. Ich winke lachend ab. Ich kenne seine Frau. Sie ist wunderschön. Ich umkurve die viel und zu Recht kritisierten Poller auf dem Marktplatz, tauche unter den Platanen durch und stoppe vor dem Bäcker. Ein älterer Herr sitzt davor mit einer Zeitung und einem Kaffee, Witwer seit kurzem wie ich weiß. „Moin.“ „Soll heiß werden heute.“ „Hab‘ ich auch gehört.“ Seine Augen sind hellblau und sehr wach, aber mit einem traurigen Schimmer.
Über die Verkaufstheke wechseln ein Laugencroissant und die magischen Zahlen 3 und 6. Sie stehen für die restlichen Arbeitstage bis es in den Urlaub geht. „Tschö bis morgen.“ „Ciao und tu wenigstens so, als würdest Du arbeiten.“ 
Der Lavendel am nächsten Haus duftet betörend und trägt noch Tautropfen. Ich stoppe, zücke mein Handy und mache schnell ein Foto. Normalerweise parken hier sonst schon haufenweise Autos. Mein Tacho zeigt 22°C und 7.55 Uhr.
Der Parkplatz vor und hinterm Bürogebäude ist fast leer und nur ein Rad steht im Fahrradständer. Die Mitarbeiter des Reinigungsunternehmens sind schon aktiv. „Dein Rad könnte eine Wäsche gebrauchen“, kriege ich zu hören. Wie wahr, wie wahr, denke ich und werde inkonsequent bleiben. 
7.57 Uhr ziehe ich meinen Chip über die Stempeluhr und fühle mich in diesem Moment ein kleines bisschen reich, reich an diesen netten kleinen Begegnungen des Morgens.

 

Sommer ist …

 

… wenn es mittags Spaghetti-Eis gibt statt Spaghetti carbonara

… wenn der Heimweg einem Radritt durch Wüstenwind gleicht

… wenn ich zuhause nur noch barfuß laufen mag

… wenn Kater flach wie Flundern auf den kühlen Fliesen liegen

… wenn in die Sonne blinzeln den Urlaub ganz nah bringt

… wenn die Dusche morgens kühl sein darf

… wenn Nachtwäsche überflüssig wird

… wenn die Autobahnen so schön leer sind

… wenn Planschbecken aufgepustet werden

… wenn Sonnencreme nach Freiheit riecht

… wenn Schweiß kleine Salzläufe zaubert

… wenn abends der Biergarten lockt

… wenn die Bauern ohne Unterlass Gerste dreschen

… wenn nicht nur Kinder durch den Rasensprenger hüpfen

… wenn Asphalt dampft und die Haut vor Wärme spannt

… dann ist es endlich Sommer!

Summerblues

Wenn der Sommer ein Herbst ist, wird das plötzlich zum Thema, das für mich nie eines ist: Das Wetter.

Eine für den Sonntag geplante Radtour endet in Fußpflege, Gesichtspackungen, Dusche schrubben und der Herstellung von Bananeneis, das keiner will, weil draußen 14°C sind und der Regen querschießt.

 

Ich könnte Mails beantworten, aber die Worte, die nicht so richtig kommen wollen, fühlen sich klamm an. Das will ich keinem antun. 

 

Während der Löffel ins ungeliebte Bananeneis taucht, sucht der Blick durch die Tropfen am Fenster einen Weg nach draußen. Gegenüber auf dem Kellerschacht sitzt unser Kater und guckt erstaunlich zufrieden. Er wärmt sich den Hintern an der heißen Abluft des Wäschetrockners aus dem Nachbarhaus. Zumindest das lässt mich grinsen. 

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Meine holländische Seelenschaukel (2)

Foto: Pixelio, Daroom
„Schön-schön, dann leihen wir direkt morgen früh mal Räder aus. Wie wäre es diesmal mit einem Tandem?“ Der Gatte guckt erwartungsvoll. 

 

„Was, Tandem, wieso Tandem? Nee!“
„Wieso nee?“
„Nee also, also…also… das ist ja so groß und schwer und stell Dir vor, das kippt mal um. Genau auf eine holländische Katze drauf. Die ist dann tot. Also für sowas möchte ich nicht verantwortlich sein.“
„Aha, ich habe zwar hier noch keine einzige Katze gesehen, aber das ist natürlich ein Argument.“
„Und dann wäre das mit dem Lenken ja nicht so dolle, Du weißt selbst, wo ich manchmal hinlenke und das mit nur einem Rad. Und dann liegen wir samt Tandem verletzt in den Dünen rum, bluten und keiner merkt das und unser Kind wächst alleine auf.“  

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