Morning has broken

Ach ja, Freitagmorgende sind per se schon ganz schön, weil eben Freitagmorgende. Aber heute war der Freitagmorgen ganz besonders.

Ich strampel auf meinem Fahrrad gemütlich gen Arbeitsstelle, trällere innerlich ein Hey-Ho-Freitagsmorgenlied während das Koffein in meinen Adern so langsam seine Wirkung tut und …

… kriege den Freitagsschreck meines Lebens.

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Neues von Frau Meyer

Frau Meyer berichtet mit Leib und Seele über sich und ihre Mitmenschen: Job, Einkaufen, Reisen mit der Bahn, Urlaub als Single im Familienhotel, Sonntagsmorgengespräche im Bett, Träume von Klinsmann – alles kommt zur Sprache. Es geht um Passwörter, Payback-Punkte, Mediation durch Kochen ohne Thermomix, Haarschnitte à la Walz, das Helga-Projekt, Weltadel, Männer und Frauen, Bahnfahren mit Horst Evers und warum Frau Meyer nie Winnetous Schwester Nscho-tschi sein durfte.Frau Meyer kennt sich aus und berichtet aus ihrem Alltag locker-flockig und mit einer gesalzenen Prise Humor in einer Sprache, die sitzt. Frau Meyer nimmt sich selbst auf die Schippe.

Vor allem Leserinnen werden sich in den Geschichten wiederfinden.Immer schimmert zwischen den 26 humorvoll erzählten Kurzgeschichten aber auch ein bisschen Lebensphilosophie durch. Meine Lieblingsgeschichte ist übrigens die von Frau Fritze. Frau Fritze ist 90, hat die Liebe ihres Lebens gefunden und wieder verloren, hat zehn Weltmeister- und zwanzig Euromeister-Titel im Schwimmen. Was daran so besonders ist? Die Liebesgeschichte dahinter, die ist ganz einfach herzerwärmend.

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Herr Sträter macht frei

 

Tach Herr Sträter!

Wir machen das jetzt mal so wie im Supermarkt. „Hallo Herr Sträter, kannste mal Kasse bitte?“ Das kennste, ne! Also diese Kombination von Sie und Du in einem Satz. Geil, oder? Da ich an Supermarktkassen praktisch aufgewachsen bin, weil man da unbehelligt an die kleinen Päckchen Maoams drankam die für die Enkel gedacht waren, wenn man einer Omma geholfen hat die Kirschmarmelade und das Toastbrot einzupacken, hab‘ ich das drauf. Ist ja auch so, dass ich die ältere von uns beiden bin. Alleine deswegen das Duzen.
Was ich aber eigentlich sagen will. Du bist ganz schön bekloppt, Herr Sträter.
Ich meine, das mit der bipolaren Zwerchfellentzündung aufgrund überanstrengter Lachmuskeln am Tag nach Deinem Auftritt in der formschönen Allzweckhalle von Willich, das will ich Dir mal nicht ankreiden. Aber das mit dem Buch jetzt ist ein Tacken zu viel.
Da schenkt mir unsere Tochter zum Muttertag also Dein Buch, das neueste. Und gekauft hat sie es im Buchladen, in einem richtigen Buchladen. Richtig im Sinne von mit einem Buchhändler namens Kalle Wirsch und röchelnder Kaffeemaschine und furzendem Labrador-Pudel mit Breitcordwämschen neben dem Drehständer mit Motivkalendern. Das hat sie gut gemacht. Ist gut erzogen, das Kind. Ganz die Mama. Sie hat das Wichtigste mitgekriegt im Laufe der letzten – na sagen wir mal – 20 Jahre. Zum Beispiel kloppt sie nicht wehrlosen Zirkusponys aufs Hinterteil, die dann Rolltreppen stürmen, infolgedessen die Wie-bescheuert-muss-man-sein-sich-bei-uns-zu-versichern GmbH & Co. KG Insolvenz anmeldet. Das macht sie eher beherzt bei bemützten Vorlesern, wenn die ihr die Ohren wund quasseln. Ist im Grunde sowas wie begeistertes Schenkelklopfen, nur andersherum. 

Und so kauft sie für ihre Mutter an Muttertag, also nicht an Muttertag direkt, denn da sind die Läden ja zu, wenn es nicht gerade einer dieser vollkommen unnötigen und vermaledeiten verkaufsoffenen Sonntage ist, an denen jeder bloß guckt und eh nix kauft und Mütter deshalb an Supermarktkassen sitzen müssen, obwohl sie lieber von ihren Kinder zum Muttertag richtig gute Bücher geschenkt bekommen würden. Und Eistorte mit Stracciatella-Streuseln oben drauf.

Wo war ich? Ach ja, gute Bücher, also nichts Historisches mit geschichtlichen Hintergrund oder tausend Seiten lange Essays über peitschenschwingende Schatten von Grau, reisende Kühlschränke – falsch, das Buch ist gut – oder das Liebesleben der Amöbe im arktischen Paläozoikum. Ausgesucht und bezahlt im richtigen Buchladen mit röchelnden… Hatten wir das schon? Gut, das führt ja jetzt auch zu nichts. Oder? Doch. 

Dieser richtige Buchkauf vom richtig guten Kind führte also dazu, dass ich seit ich Dein Buch lese, eine Geächtete bin. Eine extern überwachte Geächtete. Fast wie 007, nur in weiblich und ohne Knarre, da im ersten Leben Friedenstaube. Also, von Anfang des Buches bis Seite 14 habe ich nämlich nicht nur glucksen, lächeln, schmunzeln, grienen und kichern müssen  – nein, nicht kacken, auf keinen Fall kacken! – sondern lachen. Herzhaft wie ne gut geölte Grillwurst. Und lange, echt lange. Und laut. An einem heiligen Sonntag im Garten auf der Terrasse am katholischen Niederrhein. Und alle Grillmeister und Pflanzengießer und Schneckenabsammler und Fischebegucker und Fugenkratzeranbeter und Hochdruckreinigerpeiniger haben das gehört, übern Gartenzaun gelinst und gedacht, ich hätte einen an der Waffel. Jetzt aber endgültig. Geahnt hatten sie das eh.
Und was soll ich sagen? Wo sie Recht haben, haben sie Recht. Wenn ich es bedenke: Sträter macht frei. Danke Herr Sträter. Das hast Du gut gemacht. Und jetzt schnapp Dir mal Deine Capri-Sonne, komm‘ mit auffe Couch, Herr Sträter, das Buch zu Ende lesen. 

 

Titel: „Als ich in meinem Alter war“
Autor: Torsten Sträter
ISBN 978-3-8303-3406-4
Preis: keine Ahnung, ist überklebt, war ja ein Geschenk 

 

Text: ©Andrea Steffen
Foto: Buchcover

Pflaume ist aus

„Pflaume ist aus“, ist das erste was ich höre als ich an die Theke meines Vertrauensbäckers trete. Aha. Pflaume ist also aus. Ich wollte auch gar keine Pflaume, ich wollte Brot. 7-Körner-Vollback-Bio-Dingenskirchen oder so.
Und wieso ist Pflaume überhaupt aus? Ich kenne „Licht ist aus“ oder „Der Ofen ist aus“. Ich kenne sogar „Es ist aus!!!“, was das Schlimmste allen Aus-Seins ist. Aber wie kann eine Pflaume aus sein? War sie jemals an? Wer hat sie ausgemacht oder vorher angemacht? Ich glaube, die meinen „Weil der Ofen aus ist, ist es die Pflaume auch.“ Ergo: Heute wird kein Pflaumenkuchen mehr gebacken. Mit dieser Erkenntnis und dem Superleckerschönbraunundknusprig-Brot mache ich mich von dannen.

Mein Fahrrad liegt vom Wind umgekippt auf dem Pflaster. Toll die Wurst! Ich hebe das Rad auf, schließe es auf, verlade meine Einkäufe und denke „Wieso toll die Wurst?“ Wo kommt dieser Ausdruck her? Kürzlich habe ich ihn irgendwo aufgeschnappt und seitdem geht er mir nicht mehr aus dem Kopf. Was ist toll an einer Wurst? Oder wieso ist gerade diese so toll? Was würde ein Vegetarier dazu sagen? Oder gar ein Schwein? Ich glaube, es heißt sogar bloß „tolle Wurst“. Und wenn ich jetzt immer „Toll DIE Wurst“ sage, sagen andere das jetzt auch?

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Ich kann Regen

Kürzlich flatterte wieder einmal die Information der Rentenversicherung in den Briefkasten. Schwarz auf weiß ist nachzulesen, was dann wohl als Rentenzahlung zu erwarten ist, wenn man denn mal in Rente geht. Das treibt einem die Tränen in Augen. Wenn man dann noch überlegt, dass a) die Berechnungen in den meisten Fällen viel zu positiv ausfallen und b) diese Rente in Zukunft auch noch voll besteuert wird, ist man ganz durch den Wind.

 

Es muss also ein zweites Standbein her. Was also könnte ich so nebenher machen und damit Kohle verdienen?

 

Putzen?Kann ich! Macht mir aber häufig schlechte Laune. Und die dann bei fremden Leuten ausleben? Keine gute Voraussetzung für ein dauerhaftes Arbeitsverhältnis. 

 

Kochen?Kann ich auch, aber wann soll das sein? In der Mittagspause meines Jobs? Keine gute Idee. Abends? Ich brauche mittlerweile rechtzeitig meinen Schönheitsschlaf. Haken dran.

 

Babysitten?Könnte ich, wenn ich nicht regelmäßig abends auf der Couch wegnicken würde, somit erst gar nicht zum Babysitten komme oder das gesittete Kind nachher verkündet „Gestern gab’s Freddy Krüger auf RTL2, Tante Andrea schläft ja immer ein, nachdem sie mir die Milka weggefuttert hat.“ 

 

Garten?Könnte ich im Prinzip, nur dann nicht, wenn mir jemand sagt „Reißen Sie mal das Unkraut da raus und dabei auf Lungenkraut zeigt.“ Abgesehen davon brauche ich meinen Rücken und den Rest des Skeletts für den eigenen Garten. 

 

Haareschneiden?Kann ich auch. Bei Katzen. Bei Menschen ist das anders. Mein Oppa hat mir mal einen Heiermann dafür gegeben, dass ich ihm die Haare bitte NIE WIEDER schneide.  

 

Aber heute fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich kann Regen! Es ist geradezu ein Naturgesetz, dass es regnet NACHDEM ich zuhause die Fenster geputzt habe. Das wäre doch eine tolle Einnahmequelle.

Fenster putzen – Regen garantiert. 

Gleich kommt der Regen!

Also, Ihr lieben Landwirte, Ruhrverband, Gartenbesitzer, Forellenzüchter, Forstwirte … Ihr könnt Regen haben. Gegen einen Obolus putze ich die Fenster (MEINE natürlich). Bucht mich! Ich bin eine Regenmacherin!

Und für alle anderen, die eine Radtour planen, abends grillen wollen, eine Allergie gegen Gummistiefel haben, selber Fenster putzen wollen, das Auto gerade durch die Waschanlage geschickt haben oder just beim Friseur waren, schickt mir Geld, wenn es NICHT regnen soll! 

Dann lasse ich das mit dem Fensterputzen.

 

Text und Fotos: ©Andrea Steffen