Ohrenbetörend

Die morgendliche Stille ist ohrenbetörend.

Noch steht die Sonne tief, leckt mit ihren schräg einfallenden Strahlen die Regentropfen der Nacht von der weiß getünchten Verandabrüstung.

Eine Libelle nutzt die Umrandung für eine kleine Pause oder vielleicht beäugt sie auch die blaue Tasse mit dem ersten Kaffee des Tages.Im Apfelbaum summt und kreist es schon munter. Eine Hornisse klettert vorsichtig um die Zweige. Ob sie es auf die Wespen abgesehen hat oder die überreifen Äpfel ist nicht zu erkennen.

Aus dem nahen Schilf ist das dumpfe „Dung Dung“ irgendeines Wasservogels zu hören. Ein erstes Motorboot tuckert in noch verhaltenem Tempo übers Wasser. Das nimmt der Hahn im Garten zum Anlass sein kräftiges Organ erschallen zu lassen. Weithin hört man sein Geschrei und prompt antwortet ein Hahn vom gegenüberliegenden Ufer. So geht es eine Weile. Hahn-Pingpong. Ich drehe die Kaffeetasse in den Händen und muss grinsen. Jeden Morgen das gleiche Spiel. 

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Ankommen

Hoteleingang

Das passiert mir zum ersten Mal und ich bin einfach überwältigt. Ich bin kein besonders kritischer Mensch, was Äußerlichkeiten angeht, kann auch Kleinigkeiten im Leben viel abgewinnen. Ein Ei, das nicht weich gekocht ist. Na ja. Ein Handtuch, das mal nicht ausgetauscht wird, kein Problem. Der Liegestuhl, der sich nicht flach stellen lässt. Es gibt Schlimmeres. Und die Kakerlake, die abends vorbeischaut. Im Süden ist das halt so.

Aber dieses Mal ist es anders. Es stimmt einfach alles. Zu einhundert Prozent.

Alter Baumbestand, wohin man blickt
„Borgo Rondo Luna“ heißt einer der Wege, die sich geschlungen im Auf und Ab durch die Hotelanlage schlängeln. Am Ende gibt er die Sicht frei auf eine üppige Gartenlandschaft. Da hat jemand mitgedacht. Hier wurde um die Natur drum herum gebaut anstatt umgekehrt.
Alter Baumbestand verwandelt den sorgfältig gestutzten und gepflegten Rasen in eine schattige Liegefläche. Hierhin rückt man einfach von der eigenen kleinen Terasse die Liegestühle, klappt die Lehne zurück und hält eine Mittagssiesta zum Bass der im Oleander- oder Quittenbaum brummenden Hummeln.

Weiß gekalkte Bungalows mit tönernden Dachziegeln
Die Terrasse ist nicht nur Refugium für die hauseigenen Eidechsen, sondern besonders am späten Nachmittag ein herrlich schattiges Lesestübchen. Das Korbtischen beherbergt neben Tagebuch und Stift auch einen leckeren Latte Macchiato. Das könnte man im Prinzip auch zuhause haben. Aber nicht wie er einem hier serviert wird. Mit Schoko-Sirupmuster und die dazu gereichten drei verschiedenen Zuckerarten in einem kleinen eckigen Schälchen mit bunten Blumenmustern. So schön!

 

Ich lege meine Beine auf den extra flachen Findling am Terrassenrand, halte die Zehen in die Sonne, wackel damit Schattenspiele an die massive Steinmauer aus Granit und kann gar nicht genug kriegen von der Ruhe um mich rum.

 

Morgendliche Ruhe am Pool
Kein Animations-Jingle schreckt den späten Frühstücksgast am Morgen, keine englischen Charts plärren über die Poollandschaft. Statt dessen wiegt sich die Bougainvillea sacht im Wind.

Das ganze Hotelinterieur ist von einer unaufdringlichen Art und Weise mit sardischen Motiven möbliert. Hier eine große Couch aus Korbgeflecht mit bequemen, farblich aufeinander abgestimmten Kissen, da eine der hier üblichen Lichtkugeln, weiter hinten eine Säule, deren Lasur vom bordeaux langsam ins fliederfarbene driftet, auf dem Boden handgefertigte Teppiche aus der Region.

Abendliche American Bar

Kleine Wegweiser, die Männlein und Weiblein zeigen, weisen den Weg in die Umkleide am Pool. Das 4-gängige Abendmenü begleiten schwere Leinenservietten und funkelndes Kristall. Die Speisen sind von hervorragender Güte und Frische. Ich schlemme mich durch das komplette sardische Mittelmeer und die Fülle italienischer Desserts. Köstlich!

Jeder noch so kleine Wunsch wird dem Gast erfüllt und es zählt das Wie! Mit einem Lächeln, das nicht beflissen, sondern ehrlich ist, mit einem herzhaften Buongiorno und sogar mit einem geschriebenen, geblümten Gruß bedanken sich die Zimmermädchen für ein kleines Trinkgeld.
Italienische Keramik im Bad
Alles atmet Schönheit, Achtsamkeit, Aufmerksamkeit, Liebe zum Detail und gelassene Stille. Ich bin hingerissen von diesem Ort! Es fühlt sich an wie nicht gesucht und doch gefunden, ein absoluter Glückstreffer dank guter Beratung durch Britta. Das Bemühen es den Gästen gutgehen zu lassen, ist greifbar.

 

Es fällt so leicht an diesem wunderschönen Ort einfach zu sein, ohne Ansprüche, loszulassen und gleichzeitig anzukommen.
Pool am Abend

Ankommen, aufatmen, dableiben, entspannen, genießen, ausruhen, abschalten. Und wiederkommen.

Unbedingt!

Text und Fotos:
©Andrea Steffen