Den Wald mit anderen Augen sehen

Mein Mann ist schuld!

Der ist sogar doppelt schuld. Und das ist gut so.

Er war es nämlich, der mich auf Peter Wohlleben aufmerksam gemacht hat. „Das geheime Leben der Bäume“, heißt der erste Bestseller von Wohlleben und ist damit übrigens das 16. Buch, das er geschrieben hat.

Was wollte ich sagen? Mein Mann sprach von Kommunikation zwischen Bäumen, dass sie Gefühle haben, Schmerzen empfinden können und wir sehr viel von ihnen lernen können. Könnt ihr euch vorstellen, wie ich in dem Moment guckte?

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Moin!

Mehr braucht es hier nicht. Moin reicht. Morgens, mittags, abends.

Das ist praktisch und einfach. Wer ‚Moin Moin‘ sagt, sabbelt. So die gängige Meinung. Aber sabbeln die hier oben im Norden nicht?

Doch! Und wie. Die Bäckereiverkäuferin erzählt mir morgens mal eben kurz ihr halbes Lebens. Unser Vermieter ist immer gerne für einen Plausch offen. Seine Tochter auch. Von unserer Dachterrasse beobachte ich, wie ein Nachbar einen Riesentrumm von Surfboad in seinen kleinen Fiat zwängt. 2/3 des Board schauen aus dem Schiebedach.

Er dreht ein paar Runden und meint es würde gehen. Das erzählt er jedem, der es hören will. Und es will jeder aus der Nachbarschaft hören. Einer (ich glaube Ove), gibt seinen Senf dazu, erzählt noch eben von Oma Else ihrer Hüft-OP. Der andere (ich glaube Sönke), erzählt was von Semisinker und Funboard und erstmal ein Jever schlürfen. So geht das ne ganze Weile weiter. Klönschnack.

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SPO = Sinnlich – Pur – Ohnegleichen

Ich fahre mit der Zunge über die Lippen und mit einem Schwung ist alles da: Salzwiesen, endloser Sandstrand, das Blau von Prielen und Meer, die Schafe auf dem Deich, die unverwechselbaren Pfahlbauten und sogar die nachmittäglich genossene Friesentorte.

Dabei ist die Dachterrasse unserer Ferienwohnung, auf der ich stehe und mich von den letzten Sonnenstrahlen bescheinen lasse, Luftlinie bestimmt 3 km von all dem entfernt.

Ich hatte keine richtige Vorstellung, wie denn Reisen zu Corona-Zeiten sein würde. Ich wusste nur – egal wie – dass ein Tapetenwechsel, eine Luftveränderung und vor allem auch ein Entfliehen von dem tagtäglichen Müssen guttun würde.

Sankt Peter-Ording war dabei das Wunschziel des Gatten, hat er doch vor langer Zeit in der Nähe seinen Grundwehrdienst absolviert und es nicht nach SPO – so die gängige Abkürzung – geschafft. Die Bilder im Internet waren vielversprechend, eine FeWo mit etwas Mühe kurzfristig ergattert. Was für ein Glück!

Nicht nur die geschmackvoll und keinen Wunsch offenlassend eingerichtete Unterkunft. Nein. Vor allem die Möglichkeit überhaupt gerade reisen zu können. Allein der heutige Tag mit einer langen Dünen- und Strandwanderung hat die Seele entknittert. Unsere Tochter schrieb: Ihr seht so erholt aus und das nach drei Tagen. Nun ja, Sonnenbrillen verdecken so einiges, aber es stimmt schon.

SPO ist die reine Spa

Die salzige Luft tief in die Lungen zu ziehen, ist geradezu ein innerliches Thalasso-Clearing. Mit nackten Sohlen über die festen Sandwellen laufen, die das Meer geformt hat, kommt einer Fußreflexzonenmassage gleich. Das 15 Grad kalte Wasser erinnert mich an Kneippsches Wassertreten, Sand und Wind im Gesicht an ein Meeresbrisepeeling und wenn die tiefstehende Sonne dann noch meine Haut warm streichelt, besteht kein Zweifel mehr: Ich werde mich nach diesen beiden Wochen goldig gebräunt, erblondet, mit jugendlicher Energie aufgeladen und faltenrundenen 2 kg plus entweder bei Heidi Klum oder im Dungelcamp einfinden.

Meer macht einfach alles möglich. Oder kann es sein, dass allein der lang vermisste Luxus eines Restaurantbesuchs samt süffigem Vino tinto Einfluss auf meinen coronagestressten Geist genommen hat?

Ich werde das weiter beobachten. Wir haben noch 11 Tage.

Text und Fotos: Andrea Steffen

Très français

Austern, Schnecken und Crevetten

Mon dieu, ist das lange her, dass ich in Frankreich war. Ich meine so richtig in Frankreich. Nicht ein paar Tage in Paris, wo man von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit taumelt und das ganze Drumherum  nur so nebenbei mitkriegt. Und Paris ist sowieso un peu spèciale.

Ich meine das echte Frankreich, wie jetzt in der Normandie. Plötzlich stellen sich die ganzen Erinnerungen wieder ein; alles das, was ich in meiner Zeit als fille au-pair (lang, lang, sehr lang ist’s her!) als typisch französisch empfunden habe, z. B. schick gekleidete Frauen, die in Papier gewickelte Baguettes auf Stöckelschuhen nach Hause tragen. Wobei es mir unmöglich erscheint, einem wirklich frischen Pain oder Flute, wie man hier sagt, zu widerstehen. Ich habe das seinerzeit nicht geschafft und schaffe es auch jetzt nicht. „Très français“ weiterlesen

Knut, Kiesewetter und Karl-Heinz

v.l. Karl-Heinz, Kiesewetter und Knut

Eines ist klar. Ich bin ein Katzenmensch. Nicht, dass ich andere Viecher nicht auch mögen würde. Aber Fische zum Beispiel, die sagen mir so gar nichts. Sie miauen nicht, springen mir nicht auf den Schoß und lassen sich auch nicht streicheln.

Sie schmecken allerdings gut, insbesondere mariniert vom Grill, frisch aus der Pfanne oder leicht in Weißwein gedünstet. Aber lebend kann ich nichts mit ihnen anfangen, vielleicht auch weil sie in dieser Form Katzenfutter darstellen.

Jetzt ist es aber so, dass im Urlaub vieles anders ist. In unserem kleinen, feinen, 14-tägigen Refugium in Honfleur gibt es einen Teich. Mit drei Kois. Die sollen wir füttern, immer abends und je Koi so an die 10 Perlen Fischfutter. „Knut, Kiesewetter und Karl-Heinz“ weiterlesen