Das Ziel: Bahnhof Amsterdam Centraal |
Von Bahnschaffnern, die man küssen muss, einer fast verlorenen Kamera, einer echt verlorenen Lesebrille, stillen Örtchen ohne Stille, Pfützen auf Bahnsteigen und Zügen, die im Nimmerland enden.
Warme, wahre, weise, witzige, wonnige, wüste Worte will ich!
Das Ziel: Bahnhof Amsterdam Centraal |
Von Bahnschaffnern, die man küssen muss, einer fast verlorenen Kamera, einer echt verlorenen Lesebrille, stillen Örtchen ohne Stille, Pfützen auf Bahnsteigen und Zügen, die im Nimmerland enden.
Norderney – Historische Badewagen |
Egal ob Domburg, Texel, Fischland, Australien, Maine oder Norderney: Die Motive am Meer gleichen sich.
Meins |
Betreten verboten |
Matjes mit Pelle |
Wind und Wetter |
Text und Fotos: ©Andrea Steffen
Abendliches Farbspiel am Nordstrand von Norderney |
Eine der zwölf Aposteln an der Great Ocean Road |
Als ich die türkis-blaue Bluse aus dem Koffer hole, weiß ich, dass es funktioniert. Die Bluse, gekauft weil sie mich an die Farben des Meeres erinnert, tut genau das: ich sehe das Meer vor mir.
Einen Großteil unserer Reise ging es an der Küste entlang. Ich war schon oft am Meer, an verschiedenen Meeren, liebe das Meer und doch hat das in Australien eine andere Dimension. Dahinter kommt nämlich ganz ganz lange Zeit nichts. Ich stehe am Strand und kriege das ehrlich gesagt nicht auf die Kette.
12 Apostels – Great Ocean Road |
Ich folge dieser Himmel-Meer-Grenze mit den Augen Richtung Strand und aus der schnurgeraden Linie erheben sich seichte Wogen, die sich immer näher zum Land zu riesigen Wellenbergen aufbauen. Da ist eine Wucht dahinter, eine Kraft, die einem wenn man bloß bis zur Hüfte ins Meer watet, die Füße wegzieht. Ich stehe da und denke „Wie geht das?“ Ja, ja, da war mal was mit Mondanziehung und Tide und logisch ist das ganz sicher, aber wenn man direkt davor steht, dann ist dieses Perpetum Mobile der Natur einfach ein großes Wunder.
Ein bisschen fachsimpeln, ehe man sich in die Fluten stürzt |
Fundstücke an einsamen Stränden |
Fundstücke an belebten Stränden |
Die Strände rund um Sydney dagegen sind fast ein Kulturschock. Na klar, es ist Ferienzeit, Hochsaison, die Menschen tummeln sich im Wasser und an Land. Dafür ist das Wasser schön warm, hat fast Badewannentemperatur und sehen und gesehen werden wird hier lustvoll zelebriert. Das war mal interessant, ohne Zweifel, aber uns zieht es dann doch weiter in ruhigere Gefilde.
Famous Bondi Beach |
Die Cold Coast ist ähnlich umtriebig, aber die Buchten sind weitläufiger, kilometerlang. Hier ist genug Platz für alle. Surfers Paradise muss man einfach gesehen haben. Auf der ellenlangen Promenade steppt der Bär, im Hintergrund eine Reihe von Hotel-Wolkenkratzern wie in einer Metropole und am Strand ist ein kleiner Bereich mit Fähnchen für die Schwimmer freigegeben. Wer sich außerhalb dieses Bereichs in die Fluten stürzt, wird auch schon mal mit dem Megaphone zurück gepfiffen. Die Lifeguards nehmen ihren Job ernst, verhelfen ihren Anweisungen Nachdruck, in dem sie mit ihren Pickups ans Wasser fahren und Leute dort rausholen. Links und rechts neben dem Schwimmerbereich wird gesurft, andere sitzen am Strand, fachsimpeln über die beste Bretterform und Tageszeit zum Surfen, cremen sich die Nasen mit Sunblocker ein, während daneben ein Vater mit seinen Kindern Wassertümpel buddelt. Sitzen und gucken, gucken und sitzen, sich ein bisschen sonnen und Fotos schießen und dann einfach mal 5 km in die eine Richtung laufen und 5 km wieder zurück. Herrlich!
Life guard on duty |
Die Sunshine Coast rund um Brisbane ist dann wieder viel ruhiger. Unser Domizil am Peregian Beach ist nur einen Steinwurf vom 18 km langen Strand entfernt. Nach links oder rechts? Egal! Hauptsache gehen. Der Sand ist fest, der Strand ist breit und flach, die Wellen donnern mit Macht ans Ufer und kein Mensch außer uns ist zu sehen. Auf dem Rückweg begegnen uns zwei „Silver Surfer“, Taucherflossen und sowas wie ein Miniboard in der Hand. „Extremely busy today, isn’t it?“ scherzt einer von ihnen. Wir kommen ins Gespräch. Sie machen das täglich, nach draußen schwimmen mit den Flossen als Hilfe und sich dann mit dieser Art Fluke von den Wellen wieder an Land spülen lassen.
Surfers Paradise |
Einmal mehr taste ich mit den Augen diese schnurgerade Linie zwischen Himmel und Wasser ab und denke „Respekt!“ Mir selbst reicht das Hüpfen und ein bisschen juchzen, wenn mich Landratte mal wieder eine Welle von den Beinen holt und mir eine Nasenspülung verpasst.
Herrlich einsamer Peregian Beach |
Man muss wohl hier aufgewachsen sein, um das Meer so zu genießen wie die beiden drahtigen Mittsechziger. Die langen Strandspaziergänge sind mir genug, ein paar Muscheln zu sammeln und mit der Kamera Möven zu jagen und der Ohrwurm, der mich dauerhaft an der Küste begleitet.
Text und Fotos: ©Andrea Steffen
Das schönste Shoppingcenter der Welt – QVB |
Hut tut gut! |
Es gibt Dinge, ohne die man in Australien einfach nicht auskommt. Das erste ist ein anständiger Sonnenhut. Schon während der ersten Tage wird klar, dass mein Basecap, das mir bis dato als ausreichend erschien eben das in down under nicht ist. Auch Nacken und Ohren wollen beschattet sein. Hüte gibt’s in Australien wie Sand am Meer. So hat man die Qual der Wahl. Ach ja, manchmal ist es doch schön sich selbst zu quälen ;-).
Gleiches gilt für Flipflops, ein Muss. Und wo sonst sollte man sie auch kaufen als in Good Old Australia. Die Australier gehen häufig barfuß und im Laufe des Urlaubs tue ich es ihnen gleich, zumindest in den Cottages, auf der Veranda, über Rasen, Sand sowieso, aber da hört es auch schon auf. Während Australier leichtfüßig über knallheißen Asphalt laufen, ihre Zehen an Felsen klammern und lockerflockig steinige Parkplätze queren, sieht der barfüßige Selbstversuch bei mir nach verletzter Ente mit grobem Hüftschaden aus. Also her mit den Flip-Flops. Die sog. Havannas sind mega-in, wie ich von meiner Tochter erfahre. Trendy und cool, aber ein bisschen eintönig und zur Vermeidung des Entengangs auch ein bisschen dünn für meinen Geschmack. Also entscheide ich mich direkt für orange-melierte Treter, passt auch besser zum Bikini. Erst etwas später wird mir klar, dass ich im Normalfall nicht in Bikini und Flipflops rumlaufen würde, sondern das nur in Australien tue, weil mich hier eh niemand kennt. Aber na ja, nicht jede Shoppingentscheidung ist eine vernunftgesteuerte.
Wer hier nicht fündig wird, ist selber schuld |
Natürlich gilt es auch Souvenirs mitzubringen: kleine Keramikkunstwerke mit Aborigini-Mustern, Perlenarmbänder von einem fliegenden Händler am Straßenrand, ein Top auf dem „Bondi Beach“ steht (gibt’s nirgends sonst zu kaufen als genau in den Läden dort!), eine Badetasche in pink mit bestickten Muscheln, 3 Paar Flipflops für 10 Dollar (yeah!), Schlüsselanhänger mit Kuschel-Koala, luftige Schals mit Meeresmotiven. Grandios! Ich liebe es meine Lieben zu beschenken.
QVB – Architektonisch ein Traum |
Die Kuppel des QVB |
Edle Stuckarbeiten |
Vertreten sind sämtliche Designer von Welt und wer sich dafür hält. Aber das ist nicht das Entscheidende. Das Gebäude selbst ist schlichtweg das schönste Shoppingcenter, das mir je untergekommen ist. Ursprünglich diente das 1898 erbaute und bis 1910 durch eine Werft betriebene Gebäude als Markthalle, verfiel danach zusehends, erfuhr in den 80igern eine gelungene Sanierung und ist seitdem Shopping Hot Spot No. 1.
Kunstvolle Buntglas-Fenster |
Lichtdurchflutete Galerien, viktorianische Friese, opulente Stuckarbeiten, eine imposante Buntglas-Kuppel unter der zur Weihnachtszeit ein passgenau aufgestellter Weihnachtsbaum bis fast an die Decke ragt, verspielte Geländer, verwinkelte Treppenaufgänge, Fensterrosetten aus Buntglas – unmöglich beim ersten Besuch das alles zu erfassen. Das Auge schwelgt. Die Auslagen in den Schaufenstern sind nicht ausgezeichnet, eben weil sie so ausgezeichnet sind. Hier kauft der Tourist nicht, hier schaut er nur.
In Montville reiht sich ein Lädchen ans andere |
Fündig für den eigenen Bedarf werde ich eigentlich überall. Okay, das ist jetzt nicht wirklich neu. In einer kleinen Boutique fast unmittelbar am Strand erstehe ich eine Bluse, die mich immer an die Farben der tasmanischen See erinnern wird. Die Verkäuferin hat sichtlich Spaß an meiner Entscheidung. „Sweetheart, this colour fits perfectly to you eyes.“ Und ich glaube ihr, dass sie es nicht nur wegen der Geldscheine sagt, die mit einem lauten Kling in ihrer urzeitlichen Kasse verschwinden.
Must have für den heimischen Garten |
Der Erstkontakt mit einem typischen australischen tierischen Bewohner fand unmittelbar nach dem Verlassen der Großstadt statt. Am schon durch Patrick Swayze und Keanu Reevesbekannten Bells Beach lief mir eine Ameise über den Weg. Aber was für eine! Rot und ungefähr so lang wie mein Daumen. Ich habe auf eine nähere Bekanntschaft verzichtet. Die Ameise auch.
Erst mal eine Runde chillen |
Der nächste Kontakt war ein eher gemächlicher. An der Great Ocean Road hocken zum Beispiel die kleinen knopfäugigen Koalas sehr touristenfreundlich an einem Rastplatz in den Eukalyptusbäumen, mümmeln Eukalyptusblätter und bewegen sich nur in Zeitlupe, was den Fotografen freut. Die rund 20 Sorten Eukalyptus, von denen sich die Jungs und Mädels ernähren, liefern nämlich viel zu wenig Energie, um sich länger als vier Stunden täglich mit den wirklich essentiellen Aufgaben des Lebens zu beschäftigen: Fressen und Fortpflanzung. Das stammt nicht von mir. Sowas lernt man z.B. hier. Normalerweise sind die putzigen Kuscheltiere, die natürlich keine Bären sondern Beuteltiere sind, in den landesläufig Gum Trees genannten Eukalypten nicht so einfach auszumachen. Dreißig Meter hohe Eukalypten sind nämlich keine Seltenheit in down under. Eukalyptus soll ja desinfizierend wirken. Bei Koalas allerdings habe ich so meine Bedenken, denn wenn sie weder schlafen oder gerade essen, dann kratzen sie sich und die Vermutung von Parasiten liegt nahe.
Eine sehr sonderbare Spezies sind Kängurus. Da sie in Halls Gap im D’Altons Resort praktisch zum Hausstand gehören, konnten wir sie von der Veranda unseres Cottages wunderbar beobachten. Besonders morgens und am späten Nachmittag kamen sie aus dem Busch, um sich entweder einen sonderbar harmlosen Boxkampf zu liefern oder höchst entspannt wie ein Römer auf dem Divan liegend auf der Wiese zu fläzen und dabei hin und wieder einen Grashalm zu naschen. Dabei wird der vor Ehrfurcht erstarrte Tourist angeblinzelt als wollte es sagen „Easy going – that’s the Aussie way of life“. Gehüpft wird eher im Notfall. Bequemer ist doch diese Haltung im 4-Füßler-Stand mit dem Schwanz als zusätzlichem Halt. Und in dieser Haltung wird sich äsend dann gemächlich fortbewegt. Ich hab’s versucht. Mein Ding ist das nicht.
Immer schön entspannt bleiben |
Den Kängurus sehr ähnlich, aber wesentlich kleiner und scheuer sind Wallabies. Waren sie mal da, waren sie direkt wieder weg. Vor die Linse habe ich keines gekriegt.
Nicht ganz so scheu sind Emus, die auch in Halls Gap über die Straße marschieren, allerdings hektisch links und rechts gucken und auch schnell im Busch wieder verschwunden waren.
Ganz im Gegenteil dazu sind die Scharen von sulphur crested cacadoos, die die Baumwipfel bevölkern und dabei ein Spektakel veranstalten, das einem Hören und Sehen vergeht. Mitunter sind sie sogar sehr zutraulich. Ebenso die Loris oder Rosellas, die teilweise sogar Vogelfutter aus der Hand fressen und auf der Schulter landen. Aber hier gilt und daran haben wir uns immer gehalten „Keep wild life wild.“
Action an der Futterstelle von Gipsy Point |
Woran ich mich auch gehalten habe und was mich noch heute ärgert, ist das Fotoverbot während der Penguin Parade auf Phillip Island. Also nicht wegen der Pinguine, die mich wirklich beeindruckt haben, wie sie nach Sonnenuntergang in kleinen Gruppen über den Strand watscheln, sich die Dünen hochkämpfen und anschließend ihre Küken versorgen, um sich am nächsten Tag frühmorgens unisono wieder in die Fluten zu stürzen zur Futtersuche. Nein, eher wegen des schönsten Sonnenuntergangs meines Lebens. Na gut, ist auf der ureigenen Festplatte gespeichert.
Sehr witzig war auch die Begegnung mit wilden Truthähnen, die sich bei Regen gerne mal auf die Veranda unseres Cottages geflüchtet haben, dabei unter der von mir belegten Hängematte durchmarschierten, unbedarft Platz neben dem Gasgrill nahmen, ihr Gefieder trockneten und erst wieder abzogen, als der Regen nachließ.
Gefühlte 1,80 m lang (na gut, eher 1,20 m) |
In meinem Leben nicht vergessen werde ich wohl dieses Riesenvieh von Echse. Sieht aus wie ein Waran und bewegt sich auch so. Da denkt man sich nichts Besonderes, steuert auf einen der üblichen Lookouts zu und trifft dann plötzlich auf dieses Urviech, das dem Präkambrium zu entstammen scheint. Die Warnung des Gatten, die Viecher seien nicht ungefährlich habe ich natürlich in den Wind geschlagen. Nichts wie mit der Kamera hinterher. Nachgelesen habe ich dann, dass in Australien mehr Echsen leben als sonst auf der Welt und … dass sie Fleischfresser sind und auch menschliche Füße zum Frühstück nicht verschmähen. Und in der Tat war das dann wohl ein Riesenwaran, dem wir über den Weg gelaufen sind. Glück gehabt … also auch wegen der Füße.
Sonnenbad, bevor es wieder ins Wasser geht |
Wahnsinnig flink sind die sog. Water Dragons (Wasseragamen). Sie flitzen mit bis zu 100 km/h sogar übers Wasser. Und Bekanntschaft mit einer Kragenechse habe ich auch gemacht. Und als die dann den Kragen so ein wenig hochgestellt hatte, wusste ich … die mag bestimmt auch Flipflops … mit Füßen wahrscheinlich..
Künstliche Glühwürmchenhöhle von North Tamborine |
Wombats sind nachaktive Tiere von der Größe eines Frischlings, aber unseren Nagern ähnlich. Am liebsten fressen sie Gras und Grünzeugs und buddeln dafür in der Erde rum. Man nennt sie auch „bulldozer of the night“. Also sieht man sie nicht, höchstens nachts, wenn man nicht schläft und auf die Pirsch geht. Das habe ich getan, allerdings nach Cocktails in Sydney. Ich habe viele Nachtaktive getroffen, aber keinen Wombat. Man kann nicht alles haben.
Außer man kauft es sich … so als kleiner Hinweis, was Euch im nächsten Beitrag erwartet.