Das Wunder im Wald

Wundersames im Wald

Keine Ahnung, wie es euch geht, aber ich erlebe im Moment jeden Tag ein Wunder im Wald. Mit anderen Worten: Der Wald ist wunderbar.

Natürlich wollt ihr wissen: Welcher Wald und wieso? Wie komm‘ ich dahin? Und was finde ich da?

 

Heyho! Immer schön langsam mit den jungen Pferden!

Der Forstwald.  Manch einer wird denken: „Ach der Forstwald, das ist doch gar kein richtiger Wald und dazu noch so klein.“

Ja, ja, ja. Klein aber oho! Und das täglich, weil ich nämlich gerade täglich dort sein muss. Ja, muss!

Es ist nämlich so, dass ich  letzte Woche beim ergonomisch sicherlich nicht ganz korrekten Bücken und ergonomisch aber einwandfreiem Steicheln eines überaus weichen Katzenrückens von einer ollen Hexe heftigst in den Rücken geschossen wurde.

Der Doc verordnete LL nebst Ibu 800. Also Liegen und Laufen, wobei von Laufen nicht die Rede sein konnte. Eher so ein Schleichen in auf halber Höhe abgeknickter 90°-Pisaturm-Haltung.

Ich sag euch: HÖLLE! Das tut scheißeweh! Ihr dürft mich bedauern.

Liegen geht bei 36 Grad im schattigen Schlafzimmer ganz gut. Wanken mit Knick in der Hüfte geht bei 36 Grad aber nicht so gut. Was also tun? Ab in den Wald und zwar morgens früh, so früh wie möglich.

Da langes Autofahren strikt zu vermeiden war, bot sich also der nahe Forstwald an. Ich parkte da, wo man eben parkt und quirlte mich sehr langsam und mit erstaunlichen Urlauten aus dem Beetle. Und dann ab ins lichte Grün. Aber wo lang? Einfach geradeaus? Zu langweilig.

Ach so! Links wäre richtig gewesen.

Also schwups mal rechts abgebogen. Oder besser gesagt, in gebückter Waldschrat-Haltung ganz langsam in die Kurve gelegt und nach rechts gewandt. Und nochmal und nochmal und dann links und dann war ich auch schon verloren.

Für den Fall der Fälle

Ich hätte ja das Handy zücken können.  Das nützt aber nicht viel, wenn man seine Leserille nicht dabei hat. Und außerdem war kein Mensch weit und breit zu sehen.

Aber Rehe – im Gehege! Die (Rehe, nicht das Gehege) konnten mir zwar keine Auskunft geben, wie ich wieder zum Parkplatz zurückkomme, aber ich hatte so eine Ahnung. Und erreichte nach schweißtreibenden 1,2 km wieder den Parkplatz. Oh Wunder!

Auf die abendliche Frage, wo ich denn eigentlich lang gegangen wäre – schließlich handelt es sich um das präferierte Laufrevier von Kind und Mann – konnte ich nur sagen: „Hier und da.“

Alle Wege führen dahin und dorthin

Hier und da erwies sich auch am nächsten Tag als sinnvoll. Natürlich ging ich nicht geradeaus (LANGWEILIG) und auch nicht auf den Hauptwegen (LANGWEILIG), sondern irgendwie hier und da. Ein Rentnerehepaar mit Stöckelstöcken überholte mich und grüßte freundlich. Ich hinkte hinterher. Schließlich kam ich am Gasthof „Forstwald“ heraus, also da wo die Rehe sind, aber auf ganz anderen Wegen. Eigentlich könnte ich im besagtem Gasthof einen Cappuccino trinken, aber ich hatte kein Geld dabei.  Immerhin schaffte ich dieses Mal schon 2,3 km. Auch Waldschrate mit Hüftknick sind steigerungsfähig.

Am nächsten Tag erlebte ich sogar ein Abenteuer.  Auf dreiviertel der Strecke, von der ich allerdings nicht wusste, dass ich schon dreiviertel geschafft hat, lief eine aufgeschreckte Blonde an mir vorbei und schrie: „Ham Se nen schwarz-weißen Aussie gesehen. Der wurde mit einer Leine beworfen und ist jetzt verstört.“ Na sowas! Das ist ja geradezu fremdenfeindlich. Ich war ebenfalls verstört!

Schließlich kam ich an eine Lichtung. Zwei Hunde scharwenzelten umeinander herum und tollten und bellten und hatten sichtlich  ihren Spaß, einer davon schwarz-weiß. Die dazugehörigen Ladies aber standen in Nahkampfhaltung voreinander und schwangen Hundeleinen. Bevor die sich jetzt gegenseitig auspeitschen und mich auch noch erwischen, mache ich mich von dannen und stand knappe zehn Minuten später verblüfft auf dem Parkplatz. Läuft!

Immer gut, um sich zu orientieren

So ging es die ganze Woche weiter. Morgens hin, bisschen Geld einstecken, falls ich die Gaststätte je wiederfinden sollte, rum latschen, „Grüß Gott“ wenn mir einer entgegen kommt und dann auf wundersame Art und Weise irgendwie wieder zurückfinden zum Parkplatz. Am Wochenende erbarmte sich der Gatte und beging mit mir seine Laufstrecke. TOLL! Aber kann sich einer von euch eine Strecke merken, wenn er sich unterhält? Ich nicht.

Mit anderen Worten: Seit mittlerweile 14 Tagen finde ich täglich andere Routen durch den Wald und komme doch irgendwann wieder zum Parkplatz.

Mein Ziel am Ende von Irrungen und Wirrungen

Und jetzt sagt nicht, dass das kein Wunder ist! Für mich schon.

©Text und Bilder: Andrea Steffen

PS: Und hier was auf die Ohren. Was für ein Outfit!