Frau Steffen und das Fliwatüüt (1) 

Tag X:Ich hege Leidenschaften. Zum Beispiel für Schokolade, für knackige Männerhintern und für Lack und Leder. Nicht in dieser Reihenfolge und letzteres auch erst seit Kurzem. Manche Affinitäten entwickeln sich halt erst im Alter, im fortgesetzten sozusagen. Und das kam so. Ich war auf der Suche nach einem Ersatz. Ersatz für mein treues Wägelchen, das mich 12 Jahre lang unermüdlich und zuverlässig durch halb Europa geschaukelt hat, am meisten allerdings durch die Niederungen rund um den Rhein. So langsam entwickelte das Schätzeken ein paar Altersallüren. Mal knackte es hier, mal da, der Stellmotor für die Klimaanlage links verweigerte im Laufe des letzten Sommers so ganz seinen Dienst. Die Delle rechts hinten schien von selber Falten zu werfen und an der Ampel kam die Kiste so langsam aus dem Kreuz wie ich selbst morgens aus den Federn. Zeit sich zu trennen, so leid es mir auch tat.

 

Also durchstreifte ich Internet und Autohäuser. Ein Gebrauchter durfte es ruhig wieder sein. Alles andere macht betriebswirtschaftlich eh keinen Sinn. Dachte ich … bevor ich ihn sah. Was soll ich groß drum herum reden? Ich sah, er kam noch nicht mal, stand einfach nur so da und siegte. Mein Traum in rot, tornadorot.

 

Tag Y:So einfach haut man ja nicht ein Haufen Geld aus dem Fenster. Also hieß es verhandeln. Ich durchreiste – immer mit dem treuen alten Gefährten – sämtliche Autohäuser der Region. Ich fuhr Probe, feilschte, stritt mitunter, verwarf dieses und jenes und vor allem die meisten Autohändler. Endlich war der von mir anvisierte Preis verhandelt. Ich unterschrieb … den Vertrag für mein erstes nigelnagelneues KFZ. Cool! Jetzt hieß es nur noch warten, um genau zu sein: 4 Monate – und das bei einer torndoroten Geduld.
Tag Z: 14 Tage vor dem vereinbarten Liefertermin traktierte ich den Verkäufer täglich mit Anrufen. Ich will nicht sagen, dass man das so macht. Aber man kann. Vermute, der Verkäufer sah tornadorot. Das darf ruhig sein im Ausgleich für eine fette Prämie, oder? Ich gab sämtliche Anmeldeunterlagen ab und wartete wieder. Zwei höchst unruhige Tage und zwei schlaflose Nächte.

Fortsetzung folgt

©Andrea Steffen