Auf den ersten Blick 

Es hat bei mir eingeschlagen wie eine Bombe. Ich bin sowas von neben der Spur –  aber schööööön daneben. Mit rosa Brille auf Wolke 7 und allem, was dazu gehört. Händezittern, Herzklopfen, schlaflosen Nächten, flauem Magen und Schweißausbrüchen. Das einzige Stadium, das ich noch auslasse, ist das Duschen und 10 x umziehen und 2 x nachschminken, ehe wir uns sehen.  

Dass mir das noch mal passiert. Hätte ich nie gedacht! 

 

Ich laufe die Treppen hinauf und nehme zwei Stufen auf einmal. Ich schweb-tänzel morgens ins Büro und beglücke meine Kollegen mit einem dissonanten  „Love is in the air“. Ich male Herzchen auf meine Notizen für die Pressemitteilung und google im Netz nach Lebkuchenherzen. Der Server stürzt ab, schluckt meine stundenlangen und nicht gespeicherten Recherchen zum Thema „BGH-Urteil von Preisanpassungsklauseln im Zusammenhang mit Gaspreisbindung an den HEL“ mit einem kurzangebunden, dumpfen „Fumpp“ und ich erkläre, dass das nichts macht, weil die Sonne draußen scheint. Es gießt in Strömen. 

 

Mittags erklärt mir das Kind, dass Brokkoliauflauf absolut nicht geht. Stimmt! Stimmt genau. Schnuckel-Schmusi-Maus, ich mache Dir sofort Pfannkuchen mit Käse und Schinken, dazu ein lecker Salätchen mit Rucola und Pinienkernen. Kein Problem. Ich muss dafür zwar noch einkaufen fahren, aber das kriegen wir schon hin. Anschließend schmeiße ich den Haushalt einer Woche in einer Stunde, höre geduldig dem Bofrost-Mann zu, der mir zum 100. Mal seinen Katalog aufschwatzen will, mache ihm Komplimente wie toll er das doch macht und kaufe eine Probepackung Eis, die ich nicht essen werde. Ich werde eh nie wieder was in meinem Leben essen.  

Essen brauche ich nicht mehr. Das einzige, wonach ich mir die Finger lecke, bist Du. Atmen muss ich noch, aber auch nur wenig. Kichern, grinsen, lächeln – das muss ich ständig. Mein Adrenalin tanzt mit meinen Endorphinen Tango und meine Synapsen klicken rosa mit den Neuronen um die Wette. 

 

Ich bin verliebt – ich bin hochgradig verknallt – ich fliege! 

 

Ich weiß noch genau, als ich Dich das erste Mal sah. Aus den Augenwinkeln bloß, aber das hat gereicht. Groß, schlank, extrem cool. In dem Moment dachte ich nur noch: „Alles klar, meine lebenslange Suche hat ein Ende.“ Ich geb‘s ja zu. Es war die Optik. Ich weiß, da mag man mir jetzt Oberflächlichkeit vorwerfen, aber es ist nun mal so, dass man erst mal sein Gegenüber nach dem Äußeren beurteilt.  

 

So lange sollte es dann auch nicht dauern, bis ich mich von Deinen inneren Werten überzeugen konnte. Und da war es erst recht um mich geschehen. Du bist so klarsichtig,  strukturiert, dabei so kommunikativ, äußerst witzig, belesen, echt smart. Ich habe so unglaublich viel Spaß mit Dir. Und über was Du so alles Bescheid weißt. Wahnsinn!
Dass Du so gute Fotos macht, imponiert mir ziemlich und dass uns der gleiche Spieltrieb eint, ist einfach nur schön. Die Zeit mit Dir verfliegt nur so und Dein Musikgeschmack deckt sich total mit meinem. Genau wie ich hörst Du EoC, Louisan, Miles, Al Jarreau … Du kennst Sarah Kuttner und zitierst Rilke. Du lotst mich durch Ausstellungen und weißt zu jedem Exponat eine besondere Geschichte zu erzählen. Du zeigst mir Buchläden, die ich noch nicht kannte; findest Restaurants, die verwinkelt in der hintersten Gasse von Düsseldorf wie ein gut gehütetes Geheimnis vor sich hin schlummern und egal, wo wir gemeinsam auftauchen, machst Du immer eine gute Figur. Dich an meiner Seite zu wissen macht mich stolz, von den neidischen Blicken anderer ganz zu schweigen. Hah!

 

Ständig könnte ich Dich anfassen, kann meine Hände in Deiner Nähe gar nicht bei mir behalten. Das macht mich ganz kribbelig. Ich muss einfach fummeln und es ist mir schnurzegal, dass man das eigentlich nicht so macht in aller Öffentlichkeit.
Mir wird abwechselnd heiß und kalt. Du fühlst Dich so verdammt gut an, so verdammt … männlich. Ganz sanft streicheln meine Finger über Dich und freuen sich an dem Vergnügen, dass ich Dir bereite. Du vibrierst unter meinen Berührungen und diese kleinen Laute von Dir machen mich an wie sonst nur Chili-Schokolade nach zehn Tagen Zuckerabstinenz. 

 

Der Gedanke, dass ich Dich verlieren könnte, macht mich rasend. Ein Leben ohne Dich scheint mir nicht mehr möglich.  

 

Und komm‘ ja nicht auf die Idee, Dich je klauen zu lassen –  oh Du mein wunderbares neues Smartphone.

Let’s talk … 

… about sex? Nicht hier und heute, ein andermal gerne ;-). Heute lieber über die Frage: Tun oder Nichtstun?

Nichtstun kann einfach wundervoll sein. Socken aus, Füße hoch, mit den Zehen der Sonne winken und sich von der Wärme die Seele öffnen lassen. Das geschieht bewusst. Dem ging eine Entscheidung voraus, die Entscheidung einfach mal nichts zu tun, sich eine Pause zu gönnen und das Innere ein wenig zu lüften.

Wie ist das aber mit dem unfreiwilligen Nichtstun? Wenn man gar nicht anders kann, als nichts zu tun; wenn man warten und aushalten muss? Dann braucht man Geduld und vor allem auch Vertrauen. Positives Denken ist dann gefragt. Da muss man einfach durch. In der Zwischenzeit lenkt man sich vielleicht mit etwas ab, was ehedem getan werden muss, also der Steuererklärung, während man sein Gipsbein hochlegt. Oder aber man tut etwas, für die Zeit nach der Zwangspause. Man schmiedet Pläne, legt Listen an, ordnet seine inneren Schubladen, damit es später wieder umso energischer losgehen kann. Oder man telefoniert mit der besten Freundin, ich würde sagen, täglich 1 Stunde und 43 Minuten. Das ist dann therapeutischer Natur und unterstützt den Genesungsprozess besser als manch heilende Masseurhände das je zu tun vermögen. 

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Neulich im Baumarkt

Sven Plöger hatte strahlenden Sonnenschein für den kommenden Vormittag versprochen, ein Grund also früh aus den Federn zu steigen und als eine der ersten im Baumarkt aufzuschlagen. „Das hat den Vorteil, dass sämtliche Baumarktfachkräfte für meine kompetenten Fragen zur Verfügung stehen“, dachte ich. Also fuhr ich den ersten Baumarkt in der nächstgrößeren Stadt an und sang dabei Yipeah-ya-ya-yippeah-yippeah-yeah. 
Normalerweise ist so ein Baumarkt ja ein zweites Zuhause für alle Hobby-Bastler, Muss-Handwerker, Häuslebauer und Kellerfriemler. So auch heute. Die waren doch tatsächlich vor mir da. Und beobachteten gespannt, wie ich diesen Riesentross von Einkaufswagen mit einer Ladefläche von 1 m x 2,50 aus der dafür vorgesehenen Parkbox manövrierte. Rückwärts. Diese blöden Dinger könnten auch mal mit einer Einpark- bzw. diesem Fall einer Ausparkhilfe ausgestattet sein. Nachdem ich nur zwei menschliche, männliche Füße der Größe 47 in Medicus-Tretern touchiert und einen Pflanzkübel umgefahren hatte, konnte es losgehen.

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It’s Showtime, Baby!

Einmal im Jahr lasse ich die Katze aus dem Sack!



Es geht nie auf die sanfte Tour. Leider. 

Tragekorb auf, Katze gepackt, Tragekorb zu.
Eine Schrecksekunde herrscht Ruhe im Korb und dann setzt es ein. Das Jammern! Ich bugsiere Katze plus Korb auf den Beifahrersitz und schnalle beide fest. Ordnung muss sein. Eine Nachbarin kommt vorbei. „Och, hat sie sich schwer verletzt?“ „Nein, wir fahren zum Impfen.“ Das Gesicht meiner Nachbarin drückt ungefähr folgendes aus „Alles klar, draußen den King of Currywurst geben und bei dem Anblick einer Spritze in Ohnmacht fallen.“ Sie hat Recht. Und sie ist verheiratet. Sie weiß, wovon sie spricht.
 
Ich starte den Wagen, der Kater jankt. Er starrt mich aus riesengroßen Augen mitleidheischend durch die Schlitze des Korbes an. Kacke! Darauf kann ich gar nicht. Ich murmele beruhigende Worte. Der Kater greint. Ich tituliere ihn wahlweise mit so schwachsinnigen Koseworten wie Muckelbär, Schnöckelein und Miezemausi! Hilft nichts. Ich könnte das Radio aufdrehen, aber das wäre ein zusätzlicher Stressfaktor für das Tier. Das kann ich nicht wirklich gebrauchen.
 
An der Ampel lasse ich das Fenster herunter. Ich brauche Luft. Der Fahrer neben mir auf der Abbiegespur guckt irritiert. Ich grinse debil und lasse die Scheibe wieder hoch. Der Kater maunzt was das Zeug hält. „It’s Showtime, Baby!“ weiterlesen

Ab geht die Luzi!

 

Wer ist Luzi und warum geht sie ab?*

Ich wünschte mir Nordseeküstengegenwind, Schwarzwaldberge und griechische Sonne. Und zwar am Niederrhein. Genauer gesagt zum Radfahren! 

Kein Scherz! 
Auch keine neue Form einer trendigen 10.000-Kalorien- Fettverbrennungs-Diät oder verschärfte Vorbereitung des Radfahranteils eines Triathlons für Flachlandtiroler oder One-Women-Survival-Package für durchgetickte Schreibtischtäterinnen. Nichts von alledem.
Es war lediglich eine Einladung eines Geschäftspartners zu einer 3-stündigen Testfahrt mit einem E-Bike. Und da wünscht frau sich halt etwas erschwerende Bedingungen, um dem Gerät einiges abzuverlangen und das Beste aus sich und dem fahrbaren Untersatz heraus zu holen. Wenn schon, denn schon!
An dem Tag ging kein Lüftchen, der Niederrhein ist und blieb flach wie eine Sylter Scholle und es herrschten angenehme Temperaturen von 17°C bei bedecktem Himmel. So viel zum Thema Härtetest. 


Für die Kundenzeitung meines Arbeitsgebers hatte ich bereits zum Thema Elektrofahrräder recherchiert, allerhand Fakten zusammengetragen und sogar eingefleischte Pedelecsfahrer interviewt. Jetzt galt es das angehäufte Wissen auch mal in die Praxis umzusetzen.  

Der Tourguide verlangte das Tragen eines Helms, was bei mir unter besagtem Helm innerlich zu folgenden Monolog führte „Wieso hast Du eigentlich die Haare heute früh gefönt? Kann man mich dazu zwingen? Lasse ich mich zwingen? Ist das Nichttragenwollen eines Helms vielleicht zwanghaft? Und wie fährt es sich eigentlich in einer Zwangsjacke Fahrrad?“ Zu mehr kam ich glücklicherweise nicht, denn es ging los. 
Erst mal raus aus der Stadt. Und dafür braucht man nun wirklich keine elektrische Unterstützung, denn immer wieder wird gebremst, geschaltet, gekurvt, angehalten, gewartet und wieder angetreten. Aber dann – irgendwann – tun sich vor uns die Weiten des Niederrheins auf und so sehr ich auch beim Radfahren gerade die Möglichkeit schätze es auch mal langsam gehen zu lassen, wenn ich Zeit habe und mir die Landschaft anzusehen oder kurzfristig vom Rad zu hüpfen und mich bäuchlings auf die Wiese zu werfen, um Kuhnüstern aus der Froschperspektive zu fotografieren, so sehr war es ein reines Vergnügen beim eh schon flotten Tempo im obersten Gang noch einen drauf zu setzen und so richtig schön mit Schmackes um die Felder zu düsen.
Ab ging die Luzi! Und wie!  
Für das menschliche Auge unsichtbar, verwandelte sich mein robustes Damenfahrrad mit extratiefem Einstieg in eine stromlinienförmige Turbohochleistungsmaschine. Ich selbst mutierte stante pedes zum kleinen tasmanischen Tempoteufelchen. Die Landschaft flog vorbei, ich überflügelte das zufällig anwesende Promotion-Team von Red mit einem einzigen Satz, auf dem Gehweg befindliche Spaziergänger mit Dackel und im Schneckentempo schleichende Jogger wurden allein vom Fahrtwind meines pfeilschnellen Gefährts in den Graben gefegt während das heimische Fleckvieh laut muhend im Galopp vor den anbrausenden Wogen meiner Schallgeschwindigkeit floh. 
Allein die profane Technik deckelte meinen satanischen Höhenflug. Mit dem Ausschalten des Elektroantriebs in der nächsten 180 Grad-Kurve, die ich sonst nicht überlebt hätte, verwandelte sich Luzi wieder in die Dorfradlerin aus der Willicher Tiefebene. 
Trotzdem, das war ganz einfach: ABGEFAHREN! 
In Nullkommanix hatten wir etliche Kilometer hinter uns gebracht, zumindest eine Strecke, die unbedingt nach einem kühlen Blonden verlangte. Geschwitzt habe ich schon und ein wenig angestrengt habe ich mich auch, denn ohne Treten geht da nix, aber es hat ganz einfach Spaß gemacht und vor allem ein paar Gedanken beflügelt, wie man so eine Aktion für unsere Kunden umsetzen kann. E-Bike-Tour an „unseren“ Sehenswürdigkeiten vorbei verbunden mit Geo-Caching im Baustellenbereich neu verlegter Gasleitungen, Freeclimbing am Wasserturm, Nacktschwimmen im Aufbereitungsbecken und Seilartistik auf Freileitungen. Also man kommt da auf so Ideen, wenn man auf „Speed“ ist ;-). 
Ob ich mir jetzt so ein Teil zulege? Wäre eine Maßnahme, um die Fantasie zu befeuern. Ansonsten eher nein angesichts der Tatsache, dass ich eh mehr im Dorfverkehr unterwegs bin, gerade eben erst ein konventionelles Rad neu erstanden habe und bei den längeren Wochenendtouren auch den sportlichen Aspekt beim Radfahren schätze.  
Andererseits beträgt der Turnus des Fahrradneukaufs im Durchschnitt bei mir 17 Jahre und so ist es gut möglich, dass ich nach diesem Zeitraum auf ein Pedelec umsteige. Vielleicht sogar mit Helm.
*Ach so, wer Luzi ist und warum sie abgeht, dürfte jetzt beantwortet sein, oder?