Let’s talk … 

… about sex? Nicht hier und heute, ein andermal gerne ;-). Heute lieber über die Frage: Tun oder Nichtstun?

Nichtstun kann einfach wundervoll sein. Socken aus, Füße hoch, mit den Zehen der Sonne winken und sich von der Wärme die Seele öffnen lassen. Das geschieht bewusst. Dem ging eine Entscheidung voraus, die Entscheidung einfach mal nichts zu tun, sich eine Pause zu gönnen und das Innere ein wenig zu lüften.

Wie ist das aber mit dem unfreiwilligen Nichtstun? Wenn man gar nicht anders kann, als nichts zu tun; wenn man warten und aushalten muss? Dann braucht man Geduld und vor allem auch Vertrauen. Positives Denken ist dann gefragt. Da muss man einfach durch. In der Zwischenzeit lenkt man sich vielleicht mit etwas ab, was ehedem getan werden muss, also der Steuererklärung, während man sein Gipsbein hochlegt. Oder aber man tut etwas, für die Zeit nach der Zwangspause. Man schmiedet Pläne, legt Listen an, ordnet seine inneren Schubladen, damit es später wieder umso energischer losgehen kann. Oder man telefoniert mit der besten Freundin, ich würde sagen, täglich 1 Stunde und 43 Minuten. Das ist dann therapeutischer Natur und unterstützt den Genesungsprozess besser als manch heilende Masseurhände das je zu tun vermögen. 

Und dann gibt es noch das unbeabsichtigte Nichtstun, das im Grunde aus der Unfähigkeit entsteht, sich zu entscheiden. Der Mensch zaudert, zögert etwas hinaus, was im Grunde notwendig ist, um weitermachen zu können. Die Fakten wiegen vielleicht zu schwer, eine rationale Entscheidung ist nicht möglich, seinem Bauch traut er nicht oder er fürchtet die Konsequenzen. Möglicherweise verdrängt er ob der Schwere der Entscheidung. In jedem Falle aber  schweigt er oder weicht aus oder schiebt immer weiter. 
Der andere wartet. Wartet auf eine Antwort, um in einen Dialog treten und gemeinsam eine Entscheidung treffen und tragen zu können. Warum kann er keine Geduld aufbringen für den, der zögert? Weil das Nichtreden keine Plattform zum Austausch zulässt. Es lässt den Angeschwiegenen untätig zurück. Dieser findet sich selbst solange zum Nichtstun verdammt, bis er selbst eine Antwort vorgibt, die er so vielleicht gar nicht wollte. Das Gefühl, in eine Entscheidung gezwungen worden zu sein, diese alleine ohne Dialog getroffen zu haben und somit auch alleine dafür verantwortlich zu sein, schmerzt. Vor allem enthebt es den Fragenden der Mitsprache.

Im Grunde schmerzt ab diesem Punkt dann alles, was unterlassen wird. Die Antwort, die hinausgezögert wird, der Dialog, zu dem es nicht kommt; die versprochene Mail, die nicht eintrudelt, die Aussprache, die immer wieder verschoben wird. Jemanden hinzuhalten, ist grausam, auch wenn es unbeabsichtigt und aus der Unfähigkeit zur Entscheidung heraus geschieht.

Dann also lieber eine hitzige Auseinandersetzung, in der vielleicht Worte fallen, die etwas kaputt machen? JA! Denn dann gibt es eine Chance einen gemeinsamen Nenner zu finden, vielleicht Kompromisse zu schließen mit denen beide Parteien sich arrangieren können. Reden bietet eine Angriffsfläche, eine Ecke zum Festhalten des anderen, am anderen, zum Wiederfinden oder zum Loslassen. Alles besser als das ewige Abwägen aller Fakten, das unentschlossene Hin und Her. Einem Ja oder einem Nein kann man sich stellen, einem Jein nicht.
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold? Natürlich ist es wichtig und richtig manchmal den Mund zu halten, nicht alles auszusprechen. Sogar eine Notlüge zur Schonung des anderen ist m.E. erlaubt. Auch ein Geheimnis muss ein Geheimnis bleiben können, insbesondere wenn es unter dem Siegel der Verschwiegenheit gelüftet wurde. Dennoch plädiere ich in den meisten Fällen für das Wort, das gesprochene, das geschriebene und das gelebte! 
Und dann kann Schweigen auch wieder zur Wohltat werden, bewusst gemeinsam schweigen, weil das Wichtige zuvor geklärt wurde. 
Also, let’s talk!

4 Antworten auf „Let’s talk … “

  1. Hervorragend Idee Ulla! Abschalten pur. Mehr Meer gucken und mehr nicht tun, noch nichtmal reden. Ich denke, das mache ich auch bald mal wieder.

  2. Tja,

    daher fahre ich mit meinem Mann auch mindestens einmal im Jahr in den Urlaub zum Faulenzen. Einach ncihts tun und am Strand liegen. Dabei nicht groß sprechen siondern einfach nur genießen 😉

  3. Oh ja, zu viele Worte machen vermutlich genauso viel kaputt wie zuwenige. Das ist ja gerade die Kunst, im richtigen Moment zu reden und im richtigen Moment zu schweigen. Ich übe noch ;-). Danke für den Kommi.

  4. Perfekt ausgedrückt, das Tun, das Nichtstun, das Schweigen, das Reden.
    M.E. wird heutzutage manchmal zu viel geredet, dann wird nämlich alles zerredet. Wir leben im Zeitalter der Sozialpädagogen und der Menschen von GSZS. Also alles analysieren und reden im Sinne von labern.
    Da lob ich mir auch das therapeutische Freundinnengespräch!
    Danke für verschiedene Denkanstöße, denen ich zunächst mal schweigend nachgehe. 😉

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