Wenn durch einen kaum spürbaren Windhauch ganz leise die Blätter zu Boden sinken, ist das reinstes Liebesgeflüster in meinen Ohren. Das Rascheln beim Gehen durch Laub erzählt mir von sonnigen Abenteuern im vergangenen Sommer und deine letzten warmen Sonnenstunden lassen mich im Liegestuhl so angenehm matt werden, wie nach einer langen und erfüllten Liebesnacht. Nur zögerlich entlassen mich die länger werdenden Schatten aus deiner wärmenden Umarmung. Und im nächsten Augenblick flirten deine keck durchs Bambusgras blitzenden Sonnenstrahlen schon wieder mit mir.
Es braucht nicht viel
und du verführst mich mit der süßen Säure der ersten Äpfel. Die Schale von reifen Pflaumen platzt förmlich unter meinen Zähnen und das Fruchtfleisch ist so seidig weich wie sonst nur Lippen es sind. Aber nicht immer machst du es mir einfach. Braunglänzende Kastanien schäle ich aus der stacheligen Hülle, aber nie ohne mich dabei zu stechen.
Schon klar, wer hier der Stärkere ist. Liebster, du musst es mir nicht erst beweisen, in dem du nachts die Dachpfannen klappern lässt und Blumenkübel über die Terrasse schiebst. Ich mag es nicht, wenn du laut wirst, aber das interessiert dich wenig. Ach so, das sind die Tage nach dem Novemberblues, wenn Himmel und Erde in nebligen Nuancen ineinander fließen. Du lärmst und wütest und schüttest übelläunig Kühle und Nässe über jeden. Nicht nett. Aber typisch Künstler.
Wenn du anschließend ganze Häuserwände mit flammend rotem, wildem Wein übergießt und Ahornbäume die Farben wechseln lässt wie es sonst nur ein Chamäleon kann, dann verzeihe ich dir. Dann kann ich dir nicht länger böse sein, streife mit den Fingerspitzen über die tiefblauen Blüten der Veronika und fange mit dem Herzen schnell noch ein paar bunte Tupfer, bevor du dich für ein ganzes Jahr verabschiedest, Geliebter.