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Wie jetzt? DAS ist nicht mein Bett? Doch! |
Drei Dinge gehen gar nicht: Bett, Arbeitsplatte und Küchentisch. Die sind tabu.
Bett sagt sowieso jeder, echt jeder! Jeder Tierkenner, -flüsterer, -wächter, -pfleger und -besitzer. Tiere gehören nicht ins Bett. Echt jetzt! Unsere Kater wissen das auch. Glauben wir. Funktioniert ja auch einigermaßen, was Arbeitsplatte und Tisch angeht.
Es gibt Ausnahmen, die die Regel sind. Zum Beispiel dann, wenn abends die Tagesthemen vorbei sind, der ein oder andere Schnarcher von der Couch schon zu vernehmen ist, die Rollläden runtergelassen werden, wir das Licht im Erdgeschoss löschen. Dann entspinnt sich folgender Dialog: „Hast Du die Katzen gesehen, die waren doch gerade noch hier?“ „Nö.“ „Sind die draußen?“ „Kann sein.“ „Oder irgendwo im Haus?“ „Ja, kann auch sein.“ „Dann mach‘ mal die Tür zu, die schleichen sich sonst wieder ins Bett.“
Mitten in der Nacht wache ich auf. In meiner Kniekehle schnurrt was herum und vibriert. Arthrose ist das definitiv nicht. Mein Bauch fühlt sich wärmer an als sonst. Heimelig, irgendwie. Nett! Meine Hand ertastet weiches Fell.
FELL!!! PELZ!!! TIERHAARE!
– Um genau zu sein: Samtigweiche, kuschelig zarte, oft nach Wiesengras duftende Tierhaare –
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Es gibt nichts Weicheres als Katzenfell |
Jetzt wäre der Zeitpunkt gekommen, wie die gesenkte Sau aus dem Bett zu springen, ein irres Donnerwetter vom Zaun zu brechen und die verflixten Fellbündel aus dem Bett zu schmeißen. Stattdessen denke ich „Och nö“ und „Bin müde.“ Und dann dämmere ich wieder weg und gleite in meine Träume. Zum Beispiel, dass ….
…die Rollläden runtergehen, die Lichter gelöscht werden und sich zwei Kater, die sich sonst wie die Blöden die Köppe einhauen, dass die Fellfetzten fliegen, in trauter Zweisamkeit die Treppe hinaufschleichen, sich verschwörerische Blicke dabei zuwerfen und dann lautlos im Schlafzimmer unterm Bett verschwinden. Vier Ohren werden gespitzt. „Achtung, sie kommen! Und jetzt Ruhe. Warte mal ab, gleich fragt sie wieder wo wir sind. Aber dann keinen Mucks. Klaro?“
„Ach hör an, die machen wieder die Tür zu. Ha, ha, ha! Zu spät!“ Zwei Pfoten legen sich über zwei Mäulchen und verkneifen sich das Lachen. Die beiden zwinkern sich verschmitzt zu. Und warten. Warten können Katzen ausgezeichnet. „Sach‘ mal, wann machen die denn endlich mal das Licht aus. Diese dämliche Leserei jeden Abend.“ Aneinander gekuschelt warten sie dösend vor sich hin. Dann: „Ey Kumpel, mitgekriegt? Licht ist aus, noch 10 Minuten und es geht los.“ „Und jetzt sachte, nicht dass sie aufwacht. Schön vorsichtig.“
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Kurze Abendtoilette – dann gute Nacht |
Gemächlich robben die Samtpfoten unter dem Bett hervor, drücken einmal den Rücken kräftig durch, dehnen sich ausgiebig, setzen sich auf, kringeln den Schwanz um sich selbst und spähen mit phosphorisierenden Augen in die Nacht. Noch mal horchen auf die regelmäßigen Atemzüge. Dann schreiten sie zur Tat. Geübt nehmen sie Maß und springen in einem eleganten Satz ohne einen Mucks auf die Matratze. „Du Kniekehle, ich Bauch, okay?“ Dreimal drehen sie sich um sich selbst, peilen ein letztes Mal die Lage. Der eine kugelt sich in meine angewinkelten Beine, der andere streckt sich genüsslich mit dem Rücken zu mir vor meinem Bauch aus und leckt sich noch die Pfoten. „Wat sachste? Geil, wa?“ „Yep, und schnurr ja nicht wieder so laut.“ Am nächsten Morgen klingelt der Wecker. „Hey Kumpel, ab geht’s. Der Kerl steht als erstes auf und öffnet gleich die Schlafzimmertür, dann machen wir uns vom Acker. Aber leise, Mann.“
Am nächsten Morgen klingelt der Wecker, mein Wecker. Ich taste mit den Händen erst nach dem Knopf zum Abstellen, dann nach Bauch und Kniekehle. Mhm? Nichts da. Hab‘ ich wohl geträumt. Geht ja auch gar nicht, Tür war ja zu.
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„Also wir haben hier die ganze Nacht wunderbar geschlafen!“ |
Als mich nach der üblichen Morgentoilette der Wunsch nach Koffein die Treppe Richtung Küche heruntertreibt, schauen mich zwei verpennte Kater aus dem Körbchen an, zwinkern sich den Schlaf aus den Augen, strecken sich lange, dehnen, was es zu dehnen gibt, lecken sich mal eben gegenseitig durchs Gesicht und sitzen dann treudoof mit einem Gesichtsausdruck vor mir, der besagt: „Wir waren so brav die ganze Nacht. Jetzt möchten wir Frühstück.“
Und ich wette, ich wette mit Euch beim heiligen Franz von Assisi , dass wenn ich nach dem Füllen der Näpfe den beiden Leisetretern den Rücken kehre, sie sich gegenseitig mit den Pfoten abklatschen!
©Fotos und Text: Andrea Steffen
Yep, die Viecher sind eben nachtaktiv. Ja, das legt sich im Alter ein bisschen. Wenn sie Freigänger sind, kannste sie nachts ja rausschmeißen. Das ist ein schönes Regulativ der Futtermengen ;-).
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Hach wie schöööön geschrieben! Da meine beiden noch relativ jung sind, haben sie das mit dem leise sein, während wir schlafen noch nicht so verstandnen, aber ich hoffe, das legt sich bald. Immer wenn ich mit dicken Augen übermüdet den Wecker ausstelle, beneide ich meine süssen Fellnasen, dass sie JETZT den ganzen Tag wohlig schnurrend auf der Heizung schlafen können.
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Ha ha ha! Ja, so sind sie… schwer erziehbar. Allerdings sind Katzen genauso unterschiedlich wie Menschen. Es gibt kratzbürstige Zicken und höchst gelassene Schmusetiger. Dreimal darst du raten zu welcher Spezies unsere gehören :).
Ich gebe ehrlich zu (und mache mich wahrscheinlich gerade unbeliebt): Ich habe es nicht so mit Katzen. Also, ich finde die hübsch und so, deine ganz besonders (tolle Fotos übrigens), aber irgendwie wirken die so unberechenbar. Neulich hat mich die von meiner Cousine erst gekratzt und dann gebissen, dabei wollte ich die nur streicheln.
Grmpft.
Ein schöner Text ist das hier allemal, ich kriege fast Gefühle für die Stubentiger. 🙂
Aber ohne ist auch nicht schön, oder?
ja, so sind sie, die lieben Viecher…