Der Korrekturabzug

Auszubildende in der Abteilung zu haben, ist immer bereichernd. Sie bringen frischen Wind ins alte Team-Geflecht, ermöglichen mir durch ihre Fragen immer wieder einen Perspektivwechsel der eigenen Abläufe und aktualisieren auch häufig mit nerdigem Verhalten mein EDV-Wissen.

Außerdem ergeben sich immer wieder Situationen, die mir vor Augen halten, dass eigentlich nichts selbstverständlich ist und vor allem Fachbegriffe, die für uns im Team einen Sachverhalt klar wie Kloßbrühe umreißen alles andere als verständlich sind. So auch heute.

Wir erhalten eine Lieferung von sog. Give-aways, also Streuartikeln, die während Veranstaltungen kostenfrei an die Besucher verteilt werden. Erste Aufgabe: Kontrolle der Lieferung, also Zählen, Qualität stichprobenartig prüfen, Lieferschein abhaken, Lieferschein unterzeichnen, beigelegte Rechnung und Lieferung an die entsprechenden Abteilungen weiterleiten. So weit so gut.

Anschließend muss die Ware in das entsprechende Lager geräumt und ordentlich beschriftet werden mit Angaben zu Unternehmen, Inhalt, Stückzahl und ggf. Zielgruppe. Da steht dann zum Beispiel: Stadtwerke Willich oder Stadtwerke Meerbusch, Puzzles, 500 Stck., 5-7-Jährige. Zum Schluss werden diese Daten inkl. einem Foto im Intranet (Achtung! Fachbegriff für internes soziales Netzwerk) erfasst, damit alle im Team für Veranstaltungen oder Sponsoringmaßnahmen darauf zugreifen können.

All das hatte unsere Auszubildende vorbildlich und sorgfältig erledigt. Und dann kam die Frage: „Was macht man eigentlich mit einem Korrekturabzug?“ Ich konnte die Frage nicht so richtig zuordnen. „Wie kommst du jetzt darauf?“ „Na, ich weiß nicht, was man damit korrigiert“. Sprach’s und hielt mir das Muster des erfassten Give-aways unter die Nase. „Das ist ein Bildschirm- und Tastaturreiniger. Mit der einen Seite kann man den Bildschirm sauber machen und mit den Bürsten an der anderen Seite z.B. Staub aus der Tastatur fegen.“

„Ach so. Dann habe ich die Pakete falsch beschriftet und das auch falsch erfasst. Das steht nämlich jetzt Korrekturabzug drauf.“

VOLL SÜß!

„Und wie kommst du drauf, dass das ein Korrekturabzug ist?“ frage ich immer noch lachend. „Weil du mir doch die Mail geschickt hast, wo man die Ware sehen konnte und im Betreff stand ‚Korrekturabzug‘.“

Das war dann mal wieder einer der Moment, wo mir klar geworden ist, wie leicht man aneinander vorbeireden kann und wie schwer gute Kommunikation doch ist. In naher Zukunft überlege ich zweimal, welche Fachausdrücke ich als bekannt voraussetze – vor allem natürlich bei unseren Azubis.


Text: ©Andrea Steffen
Foto: ©gerald/Pixabay